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Zwischen Abgrund und Aufbruch – Antisemitismus, Vorurteile im Fußball … und was man dagegen tun kann. Gut besuchter Vortrag mit Ronny Blaschke, Journalist, Autor, Berlin.

Für die Bundesrepublik ist 2015 ein besonderes Jahr. Die Befreiung von Auschwitz und das Ende des Zweiten Weltkrieges liegen siebzig Jahre zurück. Doch noch immer leben antisemitische Vorurteile in der Gesellschaft fort. Laut einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung glauben mehr als 15 Prozent der Befragten, dass Juden in der Bundesrepublik zu viel Einfluss hätten. Wie äußern sich diese Klischees im Fußball? Immer wieder sagen Funktionäre: Der Antisemitismus in den Stadien sei verschwunden. Ronny Blaschke beschreibt eine andere Wahrnehmung: Der Berliner Journalist machte anhand vieler Vorfälle aus jüngerer Vergangenheit deutlich, wie sich die Judenfeindschaft im Fußball gewandelt und verlagert hat – verschwunden war sie nie. Blaschke klärte über Hintergründe auf – und nannte Beispiele, wie das Medium Fußball gegen Antisemitismus genutzt werden kann: 2015 werden die diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland fünfzig Jahre alt. Noch bevor sich Politiker die Hände reichten, hatte es einen Austausch zwischen Fußballern aus beiden Ländern gegeben – der Sport hat bis heute hunderte Partnerschaften ermöglicht, zwischen Schulen oder Universitäten. Auch deshalb finden in diesem Sommer erstmals die Europäischen Makkabi-Spiele in Berlin statt. Wo Hitler bei Olympia 1936 sein Regime bejubeln ließ, werden nun mehr als 2000 jüdische Athleten ihre Wettkämpfe austragen. Ronny Blaschke stellte die jüdische Sportbewegung vor – zwischen Abgrund und Aufbruch.

Vita: Der Journalist Ronny Blaschke beleuchtet seit gut einem Jahrzehnt die gesellschaftlichen Hintergründe des Sports. Er beschreibt vor allem Gewalt und Menschenfeindlichkeit im Fußball: unter anderem für das Deutschlandradio, die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Mit seinem Buch „Versteckspieler – Die Geschichte des schwulen Fußballers Marcus Urban“ löste er eine intensive Debatte über Homophobie aus. Mit „Angriff von Rechtsaußen – Wie Neonazis den Fußball missbrauchen“ bestritt er rund 200 Vorträge: in Fanprojekten, Schulen, Jugendtreffs. Für seine Arbeit wurde Blaschke mehrfach ausgezeichnet, z. B. 2013 mit dem Julius-Hirsch-Ehrenpreis des DFB.