Neonazismus zwischen Terror, Wahlen und Eventkultur

Vortrag mit Jürgen Peters, Journalist

Do. 10.5. 20.00 Cafe unErwartet, Bahnhofstr. 8, Detmold

Der Antifaschistische Arbeitskreis setzt seine Reihe zur Information über die neonazistische Szene mit einem sehr interessanten Vortrag fort:

Ein “schwarzer Block”, Parolen wie “Fight the system!”, gepiercte jugendliche Neonazis mit Sportschuhen und Carhartt-Jacken: Das soll ein Neonazi-Aufmarsch sein? Und was meinen Neonazis, wenn sie “Gegen Krieg und Kapitalismus” demonstrieren?
So einiges hat sich seit dem Verbot diverser Neonazi-Parteien in den neunziger Jahren verändert. Die Szene hat sich geöffnet für Einflüsse aus anderen Jugendkulturen, sie ist “bunter” geworden und hat davon profitiert.

Die NPD ist gestärkt aus der Verbotswelle hervorgegangen, hat sich radikalisiert und ist jugendkompatibler geworden. Seit 2004 ist sie zudem nach einigen Jahrzehnten Abwesenheit wieder in – aktuell zwei – Länderparlamenten anzutreffen.

Andere Neonazis favorisierten die Gründung “Freier Kameradschaften” und/oder wählten den Weg in den Untergrund, um auf Naziterror zu setzen. Eine dieser Gruppen war die heute als “Zwickauer Zelle” oder “Nationalsozialistischer Untergrund” bekannte, auf deren Konto mindestens zehn Morde gingen.

Der Vortrag gibt einen Überblick über Veränderungen und Kontinuitäten im Neonazispektrum mit Schwerpunkt auf NRW.

Der Referent Jürgen Peters ist freiberuflicher Journalist, Bildungsreferent des “Antirassistischen Bildungsforums Rheinland” (ABR) und u.a. Mitherausgeber des Buches “Autonome Nationalisten. Die Modernisierung neofaschistischer Jugendkultur” (Münster 2009).

In Kooperation mit: Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold beim AKE-Bildungswerk.

Die Veranstalter behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die extrem rechten und/oder rassistischen Parteien, Organisationen oder Szenen angehören bzw. bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.”

Protest gegen Naziaufmarsch in Bielefeld unterstützen!

Am 24. Dezember 2011 soll in Bielefeld eine Neonazi-Demonstration stattfinden. Nachdem der letzte Versuch im August auf Grund des entschiedenen Widerstands hunderter Bielefelderinnen und Bielefelder grandios gescheitert ist, hat der einschlägig bekannte Neonazi-Aktivist Sven Skoda aus Düsseldorf nun diese Demonstration angemeldet.
Skoda ist kein unbeschriebenes Blatt: nach Erkenntnissen des WDR-Magazins “Westpol” nahm er am 6. November 2009 an einer Feier der “Kameradschaft Köln” teil, bei dem auch die drei Mitglieder des “Nationalsozialistischen Untergrundes” (NSU) aus Zwickau anwesend waren. Dem Nachrichtendienst “Blick nach rechts” vom 11. April 2011 war anlässlich eines Berichtes über eine Neonazi-Veranstaltung in Stolberg folgender Satz zu entnehmen: “Sven Skoda aus Düsseldorf erklärte in einer aufpeitschenden Rede, der “Nationale Widerstand” führe längst einen “Krieg”.”

76 Institutionen unterzeichneten Aufruf zum Protest
Am 7. Dezember 2011 veröffentlichte “Bielefeld stellt sich quer – Bündnis gegen Rechts” einen von 76 Institutionen unterzeichneten Aufruf zum Protest gegen die Demonstration und ruft zur Teilnahme an insgesamt sechs Mahnwachen auf.
Der Antifaschistische Arbeitskreis Detmold wird sich an der Mahnwache des DGB ab 11.55 Uhr beteiligen:
Bleichstraße / Ecke Am Stadtholz: “Wir stellen uns quer” (DGB u.a.)

Aktuelle Informationen im Internet:

www.bielefeldstelltsichquer.wordpress.com

www.nazistopping.de

Diese Infos wurden entnommen von:  www.hiergeblieben.de

Redebeitrag des Antifaschistischen Arbeitskreises Detmold auf der Kundgebung am Sa. 19.11. in Detmold, Bruchberg

Neonazis in Detmold und anderswo stoppen!

Kurz nach der diesjährigen Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht 1938, in der auch in Detmold – wie überall im deutschen Reich – von Nazis die Synagoge in Brand gesetzt wurde, haben Neonazis die Gedenkstätte in der Lortzingstraße in Detmold geschändet: Sie schmierten faschistische Symbole an das Mahnmal.

Das ist eine neue Dimension von neonazistischen Aktivitäten in Detmold, auf die wir heute mit lautem, öffentlichem Protest reagieren.

Rufen wir uns einige Aktivitäten der Neonazis der vergangenen Jahre in Erinnerung (eine unvollständige Auflistung!):

  • Zerstörung von vielen Grabsteinen auf dem jüdischen Friedhof
  • Beschädigung von Säulen an der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Zeit
  • Brandanschläge gegen die „alte Pauline“
  • Gewaltsamer Überfall auf Menschen in der „alten Pauline“
  • Morddrohungen gegen politische Gegner u.a. gegen den Juso-Vorsitzenden
  • Durchführung eines bundesweiten Zeltlagers in Fromhausen
  • Vielfache, auf Grund des Protestes oder der couragierten Pächter, gescheiterte Versuche, eine Kneipe in Detmold als Treffpunkt zu nutzen
  • Anschlag mit Rauchbomben gegen eine Veranstaltung mit der Journalistin Andrea Röpke, die über die neonazistische HDJ informierte; die Täter wurden übrigens dafür nie bestraft!
  • Ansätze der Fortführung der HDJ nach dem Verbot in einer „IG Fahrten und Lager“ der NPD
  • und immer wieder: Schmieren von faschistischen Symbolen im gesamten Stadtgebiet
  • Regelmäßige Treffen der so genannten „Freien Kameradschaft“ in Detmold

Angesichts dieser Liste fordern wir konsequenteres Vorgehen gegen die Aktivitäten der Neonazis.

Leider wurden auch vor 1933 die Aktivitäten der Nazis verharmlost – daraus muss man lernen. Wir müssen nicht warten, bis wie in Österreich oder Frankreich die Wählerstimmen der Nazis 15 % oder mehr erreichen. Es heißt jetzt und hier zu handeln und laut und öffentlich zu fordern:

Keinen Fußbreit den Neonazis und ihrer faschistischen Meinung in Detmold!

Wie in einem weiteren Redebeitrag dargestellt wird, gab es auch hier in OWL Beziehungen von Neonazis zu den Naziterroristen aus Thüringen. Wichtig ist meiner Meinung nach eins: Wir müssen wachsam bleiben und immer wieder Mut und Zivilcourage zeigen, um den Nazis hier entgegen zu treten. Sie müssen merken, dass hier für sie kein Platz ist! Dazu gehört auch, dass eben nicht nur jeder zu Hause sich über die Nazis aufregt, sondern dass wir gemeinsam öffentlich unsere Ablehnung der Aktivitäten und des Gedankengutes deutlich machen.

Und dass dies Sinn macht, zeigen unsere Erfolge mit Protesten in den letzten Jahren:

  • Wir haben beigetragen zu einem Verbot der Neonazi-Gruppen „Nationalistische Front“ (Zentrum in Pivitsheide!) und „Wiking-Jugend“
  • Wir waren ein wichtiger Mosaikstein zum Verbot der Neonazis der HDJ, deren ehemaliger Funktionär versucht in Berlebeck weiter Kinder und Jugendliche für faschistisches Gedankengut zu werben.
  • Wir haben erfolgreich für die Schließung des Nazitreffs „Blue Bar“ gekämpft
  • Ebenso wurde auf Grund unserer Aktivitäten die Detmolder Nazikneipe „Dejavue“ geschlossen

Machen wir weiter so – wir dürfen dem Rassismus, dem Antisemitismus, der Deutschtümelei und dem Nationalismus keinen Platz geben. Machen wir uns gemeinsam stark für ein Verbot der NPD und aller anderen neonazistisch orientierten Gruppen.

In Detmold war, ist und wird auch in Zukunft kein Platz für Neonazis sein!

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